Willkommen auf evelyne-bechmann.de


Mit "Lebenswege, Lebenslagen, Lebensziele" bringt Evelyne Bechmann ihr inzwischen fünftes Buch heraus. Dieses Buch enthält Kurzgeschichten und Lyrik, sowie Bearbeitungen zu verschiedenen bereits bekannten Texten aus der Literatur. Das Buch will unterhalten, informieren und zum Nachdenken über das Leben anregen und es will Mut machen, das eigene Leben zu meistern, auch wenn es manchmal Situationen liefert, die man glaubt nicht bewältigen zu können. Dieses Buch möchte Frau Bechmann ihrer Schwiegermutter Frau Gerda Bechmann widmen, die trotz manchen Schwierigkeiten, die das Leben bot, im Herzen jung geblieben ist und die ihr Leben, trotz aller Forderungen, die es an sie stellte, gut gemeistert hat.  Die im Buch enthaltenen Fotos verdanken wir wie bisher immer Frau Bechmanns Tante Frau Ingeborg Pfitzner. Die verwendeten Zitate entstammen dem "Lexikon der Zitate", Naumann und Göbel Verlag (Reihe Wissen kompakt) und der Recherche im Internet.

Erste Liebe

Nora und Erik sind in derselben Klasse. Nächstes Jahr werden sie die Schule mit der mittleren Reife verlassen. Nora ein hübsches, blondes Mädchen mit warmen, braunen Augen und einem ebenmäßigen Gesicht, ist eigentlich nur mit den Mädchen ihrer Klasse im Schulhof zusammen und ihre Kameradinnen erzählen viel von ihren Freunden, mit denen sie viel ihrer Freizeit verbringen. Nora hingegen hat noch keinen Freund, sie ist ein wenig schüchtern und erst 15 Jahre alt. Es ist ihr wichtig für die Schule zu lernen, um einen guten Abschluss zu machen, da sie danach noch auf die Fachoberschule will. Und unter den Jungen, die sie kennt, ist keiner dabei, der ihr gefallen könnte. Alle sind so kindisch, unterhalten kann man sich nur über Sport mit ihnen und das ist für Nora kein Thema, was sie allzu sehr interessiert.

Erik ist ihr schon ein paar Mal im Pausenhof aufgefallen, er steht meist alleine herum. Er ist ein guter Schüler und erst vor einem Jahr in ihren Ort gezogen. Erik kommt aus Hamburg und nur weil seine Großeltern hier leben, ist die Familie nach Bayern zurückgezogen. Die Jungs seiner Klasse hänseln ihn schon wegen seines nordischen Dialekts und so bleibt er lieber allein. Erik ist groß und dunkelhaarig wie sein aus Bayern stammender Vater, hat aber die wasserblauen Augen seiner Mutter. Er ist bereits 16 Jahre alt, aber nicht, weil er ein schlechter Schüler wäre, aber durch den Umzug und der Sprache haben ihn seine Eltern in einer Jahrgangsstufe weiter unten angemeldet. Nun ist es kurz vor Weihnachten und morgen beginnen die Ferien. Erik hat sich Schlittschuhe zu Weihnachten gewünscht, weil er mit Anton eine Wette eingegangen ist, dass er schneller Schlittschuhfahren kann als er, da dieser meinte, die "Nordlichter" wissen mit Schnee und Eis nichts anzufangen und im Wintersport wären sie "Nullen". Aber eigentlich ist Erik noch nie auf Schlittschuhen gestanden und nun muss er üben.

Es wird schwierig werden, das weiß Erik, aber er muss die Ehre seiner norddeutschen Herkunft retten. Im heimischen Eisstadion kann er jedenfalls nicht üben, soviel steht fest. Da sind die ganzen Klassenkameraden und drehen ihre Runden. So ist es gut, dass es in diesem Winter schon sehr kalt ist und der nahegelegene Weiher so zugefroren ist, dass man ihn betreten darf. Unter dem Christbaum liegen dann tatsächlich die Schlittschuhe, aber eigentlich bereut Erik schon, dass er sich zu der Wette hat hinreißen lassen. Die Lust, das Fahren auf den schmalen Kufen zu lernen, ist doch eher gering, da ist er halt ein typisches "Nordlicht". Erik fährt für sein Leben gerne Rad, er hat sich nun einmal die "Suppe eingebrockt und muss sie nun auslöffeln". Er darf auf keinen Fall versagen, sonst ist er bei der Klasse total "unten durch". So macht sich Erik schon am ersten Weihnachtsfeiertag auf zum Weiher, um sein Geschenk auszuprobieren. Da er sehr früh unterwegs ist, es ist gerade einigermaßen hell geworden, glaubt er niemanden auf dem Weiher zu begegnen.

Und das ist zunächst auch so. Er zieht gerade die Schlittschuhe an, da hört er hinter sich eine Mädchenstimme, es ist Nora: "Hallo Erik, bist Du auch schon unterwegs heute? Hast recht, morgens ist es hier am schönsten, da fast niemand da ist, weil alle noch schlafen!" Erik würde am liebsten umkehren, aber es ist zu spät. Nora hat gesehen, dass er gerade seine Schlittschuhe angezogen hat. Die kann er jetzt nicht gleich wieder ausziehen und sie würde ihm auch nicht glauben, dass er bei Dunkelheit schon hier gewesen wäre. Als hätte Nora Eriks Unentschlossenheit bemerkt fragt sie nun: "Hast wohl neue Schlittschuhe bekommen? Die müssen erst eingefahren werden, oder?" "Ja!", ist die knappe Antwort, die von Erik kommt. Er weiß nicht, wie er sich verhalten soll. Wenn er jetzt die Schlittschuhe wieder auszieht und heimgeht, versteht das Nora sicher falsch und gerade Nora ist es, die er von der ganzen Klasse am liebsten mag. Wenn er aber aufs Eis geht, wird sie merken, dass er noch nie auf Schlittschuhen gestanden hat und es vielleicht den Klassenkame-raden sagen, die ihn dann noch mehr auslachen. In seine Gedanken hinein kommt von Nora: "Na, komm schon! Wenn Du noch nicht sicher auf den Dingern bist, dann kann man das lernen. Ich bin keine ganz schlechte Lehrerin!" "Und dann erzählst Du es allen in der Klasse, wie ich mich angestellt habe, dann bin ich erst recht eine Lachnummer!" "Hältst Du mich für so schlecht? Du bist auch keine Lachnummer. Wie Deine Noten in der Schule zeigen, hast Du viel mehr drauf als die Anderen und alles kann man nicht können. Aber man kann versuchen es zu lernen. Und nun komm, dem Anton wirst Du´s zeigen, das verspreche ich Dir!"

 Langsam versucht Erik aufzustehen, aber er sitzt gleich wieder auf seinem Po und diesmal auf dem Eis. "Das wird nichts!", sagt er leise. Da reicht ihm Nora beide Hände und zieht ihn empor. Sie stehen sich gegenüber, ganz nah´, jeder spürt den Atem des Anderen im Gesicht. Beide Gesichter röten sich, aber das kommt nicht von der Kälte. Ein kurzer Moment, dann spricht Nora weiter: "Wir bleiben jetzt so. Du versuchst vorwärts zu fahren und ich halte Dich an den Händen und fahre rückwärts. Das müsste doch klappen." Und nach kurzer Zeit funktioniert es auch. "Du stellst Dich gar nicht so dumm an. Ich gebe Dir jetzt mal nur eine Hand, dann kann ich auch wieder vorwärts fahren." Erik kann nichts von sich geben, er ist voll konzentriert und das nicht nur auf seine Schlittschuhe. Nora ist wirklich süß, denkt er. Sie ist ein richtiger Kumpel, oder ist sie nicht doch schon wie eine ganz liebe Freundin? Und nun passiert es. Beide sind in Gedanken versunken, auch Nora fühlt ein komisches Kribbeln im Bauch. Eine kleine Erhebung im Eis, übersehen..., beide liegen, Erik auf dem Rücken wie ein Maikäfer und Nora liegt auf ihm. Wieder dieser Atem, den sie spüren, heiß und fordernd. Eine Sekunde zu lange. Erik hebt den Kopf und küsst Nora auf den Mund. Und diese erwidert seinen Kuss. Die Lippen kleben fast aufeinander und nur schwer können sie sich wieder voneinander lösen. Ohne ein Wort und sichtlich verwirrt ob der Gefühle, stehen sie auf. Die Kälte ist kein Thema mehr, sie spüren sie nicht. Im Stehen drehen sie sich wieder einander zu, umarmen und küssen sich nochmals ganz innig. "Ich glaube, ich habe mich in Dich verliebt!", sagt Erik nach einer kurzen Pause. "Ich liebe Dich auch. Und Du bist mein erster Freund!", setzt Nora noch leise hinzu. Dann laufen sie noch ein paar Runden, ohne sich auszulassen und immer wieder küssen sie sich.

Wir wissen nicht, wie es mit den beiden weitergehen wird. Aber eines ist sicher: die erste Liebe haben die beiden gefunden. Zeitlebens werden sie sich daran erinnern, auch wenn sie später andere Partner finden sollten. Lebensinhalt Du bist so weit entfernt und doch bist Du so nah. Einsam ist das Herz und doch spür´ ich die Nähe. Die Erfüllung wäre so leicht, doch die Herzen kämpfen. Was gäbe ich für Dein Empfinden!? Wo ist der Weg zu Dir? Kann ich Deine Liebe finden? Ich weiß es nicht! Ich wünsch es mir! Ich weiß, ich muss um mein Glück ringen, ich will mein Glück finden.

Lebensinhalt

Du bist so weit entfernt
und doch bist Du so nah.
Einsam ist das Herz
und doch spür´ ich die Nähe.
Die Erfüllung wäre so leicht,
doch die Herzen kämpfen.
Was gäbe ich für Dein Empfinden!?
Wo ist der Weg zu Dir?
Kann ich Deine Liebe finden?
Ich weiß es nicht!
Ich wünsch es mir!
Ich weiß, ich muss um mein Glück ringen,
ich will mein Glück finden.